Fundort: Monte Verde, Puerto Montt, Patagonien, Chile
Spezies: Homo sapiens
Geschätztes Alter: 13.000 Jahre
Koordinaten: -41.504723° N, -73.204445° E

Monte Verde ist eine archäologische Stätte im Norden Patagoniens in der Nähe von Puerto Montt in Chile. Nach der Radiokohlenstoff-Datierung dürfte die Fundstelle etwa 14.800 Jahre alt sein, ein Beleg dafür, dass Amerika schon lange vor der sogenannten Clovis-Kultur'>Clovis-Kultur besiedelt war.

Das Alter von Monte Verde widerspricht der lange akzeptierten "Clovis first" Theorie, die besagt, dass die ersten Menschen den amerikanischen Kontinent frühestens vor 13.500 Jahren besiedelten, und zwar mit dem Auftauchen der Clovis-Kultur. Die Befunde von Monte Verde wurden zunächst von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt, aber in den letzten Jahren sind die Beweise derart gesichert, dass sie in archäologischen Kreisen nun weithin akzeptiert sind.

Die Anwesenheit von Menschen bei Monte Verde, so weit im Süden des amerikanischen Kontinents, wird mit dem weithin akzeptierten Modell der Migration entlang der Pazifikküste erklärt. Denn die archäologischen Funde zeigen, dass die Menschen von Monte Verde bereits 1.800 Jahre vor der Entstehung der Bering-Landbrücke ankamen, die erst ab etwa 13.000 Jahre vor heute passierbar war. Dies lässt die Wanderung entlang der Westküste des amerikanischen Kontinents als die plausibelste Erklärung für die frühesten Einwohner Chiles erscheinen. Paläoökologische Belege der Küstenlandschaft bei bei Monte Verde stützen ebenfalls dieses Modell, denn die Menschen konnten in dieser Landschaft vielseitige Nahrung finden.

Monte Verde wurde Ende 1975 von einem Studenten bei der Erkundung des Chinchihuapi Creek entdeckt, wo starke Erosion - wegen des hier stattfindenden Holzeinschlags - einen seltsamen "Kuh-Knochen" freilegte, der sich später als Knochen eines Mastodons erwies. Der chilenische Geologe Mario Pino und Tom Dillehay, die zu diesem Zeitpunkt an der Universidad Austral de Chile lehrten, begannen im Jahr 1977 mit der Ausgrabung von Monte Verde. Die Fundstelle befindet sich am Ufer des Chinchihuapi Creek, einem Nebenfluss des Flusses Maullin, 58 km vom Pazifischen Ozean entfernt. Sie ist eine der seltenen offenen Fundstellen in Amerika. Die Wasser des Chinchihuapi Creek stiegen kurze Zeit nach der Besielung von Monte Verde an und es bildete sich ein Torfmoor, das den bakteriellen Zerfall des organischen Materials hemmte. So wurden viele Artefakte und andere Gegenstände für Jahrtausende konserviert.

Tom Dillehay, heute an der University of Kentucky, setzt die Ausgrabungen bei Monte Verde seit zwei Jahrzehnten fort. Die Radiokarbondatierung von gut erhaltenen Kochen und Holzkohle ergaben ein durchschnittliches Alter von 12.500 Jahren (kalibriert), das sind über 1.300 Jahre mehr, als Untersuchungen der ältesten, zu dieser Zeit bekannten Fundorte auf dem amerikanischen Kontinent ergaben.

Bei der ersten Ausgrabung wurden zwei große Feuerstellen und einige kleinere gefunden. Neben Überresten der lokalen Tierwelt fand man auch Holzpfosten, die zu etwa zwölf Hütten gehört haben müssen. Daher glauben die Archäologen, dass Monte Verde von 20 - 30 Personen bewohnt wurde. Ein menschlicher Fußabdruck, in Ton konserviert, stammt vermutlich von einem Kind. Innerhalb des Lagers fanden die Archäologen ein Stück Fleisch, das noch DNA bewahrt hatte. Die Analyse ergab, dass es von einem Mastodon stammt, einer Elefantenart, auf die die Menschen von Monte Verde offensichtlich Jagd machten.

Monte Verde weist zwei unterschiedliche Schichten auf. Die obere Schicht trägt die Bezeichnung MV-II und wurde recht sicher auf ein Alter zwischen 13.800 und 14.800 Jahre datiert. Die untere Schicht MV-I ist weniger gut verstanden. Sie ist nicht so gut konserviert und besteht aus alten Flussablagerungen. Dillehay fand verstreut Holzkohle, die als Reste von Feuerstellen interpretiert werden können, aber auch mögliche Artefakte aus Stein und Holz. Diese wurden auf mindestens 33.000 Jahre v. Chr. datiert, doch Dillehay selbst bleibt bei der Interpretation von MV-I vorsichtig.

In der Ausgabe vom 9. Mai 2008 des Wissenschaftsjournals Science berichtet ein Team von Forschern über neun Arten von Seetang und Meeresalgen, die in einigen Feuerstellen und anderen Bereichen der Siedlung identifiziert werden konnten. Die Algenproben konnten direkt auf ein Alter zwischen 14.220 bis 13.980 Jahre datiert werden, was erneut bestätigt, dass die Schicht MV-II von Monte Verde mehr als 1.000 Jahre älter ist als alle anderen, zuverlässig datierten Siedlungen von Menschen in Nord-und Südamerika.


Literatur

  • Dickinson, W.R. 2011. Geological perspectives on the Monte Verde archeological site in Chile and pre-Clovis coastal migration in the Americas. Quaternary Research, 76, pp. 201-210.
  • Collins, M., Dillehay T. Early cultural evidence from Monte Verde in Chile. Nature. 332. (1988): 150-152.
  • Dillehay TD, Ramírez C, Pino M, Collins MB, Rossen J, Pino-Navarro JD. 2008. Monte Verde: seaweed, food, medicine, and the peopling of South America. Science 320 (5877): 784–6. DOI: 10.1126/science.1156533

Koordinaten von fossilized.org


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